Demokratische Aufbrüche, die im Nahen Osten vor vier Jahren als "Arabischer Frühling" begannen, haben eine tragische Wendung genommen.Autokratische Regime wurden zwar gestürzt oder in ihre Schranken ge-wiesen, doch im entstandenen Machtvakuum streiten ethnozentrierte und religiös-radikalisierte Gruppen militant und undemokratisch umPartikularinteressen. Einige Staaten erleben dabei rasante Zerfallsprozesse, andere offenen Bürgerkrieg, und wieder andere verfestigte Hierarchien und Angst vor allem Neuen. Eine seismografische Komponente des Geschehens sind die zahlreichen ethno-religiösen Minderheiten der Region, nun konfrontiert mit fließenden Transformationsprozessen und ungewisser Zukunft. In einer Situation zerfallender Ordnungen, inkompatibler Machtansprüche und hoher manifester und latenter Gewalt wird ethnischeund kulturelle Diversität kaum noch als Chance begriffen, sondern eherals Störfaktor und Sicherheitsrisiko.Wie gehen die ethno-religiösen Minderheiten mit dieser für sie bedrohlichen Situation um? Welcher Hand-lungsspielraum bleibt ihnen überhaupt? Und wo liegt - ungeachtet derdramatischen Entwicklungen - noch Potential für ein Miteinander der ver-schiedenen Religionen, Ethnien und Kulturen im Nahen Osten?
Die vom Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam, dem Lepsiushaus Potsdam, dem Orient-Institut Beirut und der Europäischen Akademie Berlin gemeinsam veranstaltete internationale Konferenz geht diesen Fragen anhand verschiedenster Länder, Minderheiten und Konstellationen nach.